"Region - Landsberg/Lech:"
Fundort
Loibachanger
(Landkreis Oberbayern; Reg.Bezirk Lech/Gmd.: Igling)


Früheste archäologische Bodenfunde weisen auf 17 Brand- bzw. Urnengräber aus der Zeit um 1000 v.Chr. hin. Diese Bestattungen waren über das ganze Baugebiet verteilt. Sie enthielten verbrannte Knochen, Keramikbruchstücke, sowie Reste von Bronzeschmuck. In 3 Gruben fand man römische Keramik und Glas datierend auf Ende des 1./Anfang 2.Jhdt. n.Chr. Hier handelte es sich um Kochgeschirr, Krüge, Teller, Tassen. Diese waren aus speziellem Ton hergestellt - der Terra Sigillata. Die römischen Funde an der Via Claudia stammen aller Voraussicht nach von einer Straßenstation.

Errichtet an der Tangente der "Via Claudia Augusta", der ehemaligen Römerstraße nach Augsburg, siedelten hier Menschen, bauten Höfe und Ställe, sowie Grubenhäuser und Lagerräume. Man fand Hinweise (Grabungsfunde) einer kleinen Kapelle mit angrenzenden Gräberfeld, u.a. auch Gebeine einer bestatteten Frau mit kostbarem Schmuck, aus der Karolingerzeit. Waffen, Schmuck, sowie Keramikgefäße, Tierknochen, Webgewichte und Sporen rundeten die Fundergebnisse ab.

Ebenso fand man Hinweise auf eine Siedlung - bewohnt während der Zeit vom 7.-10.Jhdt. (fränkisch/alemannische Siedlungsperiode) unter "Theudebert" (6.Jhdt). - Areal ca. 1,5Ha. Diese Siedlung entstand u.a. zur Sicherung der Nord-Süd Verbindung zwischen dem eroberten Thüringerreich und Italien. Neben der Siedlung Unterigling - entstanden während dieser Zeitperiode u.a. z.B. Bittenbrunn, Nordendorf, Langweid, Schwabmünchen und Salgen., vermutlich ebenso Spötting (Landsberg/Lech).

Archäologisch nachgewiesen wurden während der Grabungsarbeiten 1999-2004 ca. 8 reiche Gräber aus dem frühen Mittelalter (/.Jhdt.nChr.). Ausgestattet mit Waffen und Schmuck, darunter goldene Ohrringe, Silber- und Glasperlenketten, sowie 220 beigabenlose Gräber aus der Zeit um 1000 n.Chr. gruppiert um die Reste einer Kirche, die ursprünglich in Holz erbaut war, und später mit Steinen aufgemauert wurde. Das Gebäude bestand aus 2 Räumen. Während der vorbereitenden Bauarbeiten für den Loibachanger fanden aufgrund entdeckter Bodenfunde während 1999 und 2004 Ausgrabungen auf diesem Areal statt. Dr. Thomas Meier (Uni-München) referierte darüber im Februar 2006 im Bürgersaal Unterigling, sowie im Januar 2007 vor dem Historischen Verein Landsberg/Lech.

Als 1999 die Flur 68 am Loibach als Baugebiet ausgewiesen wurde (Oberes Schorenfeld), zeigte sich, dass eine archäologische Untersuchung erforderlich wurde. Das Gräberfeld auf dem Kapellenfeld reicht bis an das Ende des 7. Jahrhunderts und scheint dann aufgegeben worden zu sein. Auch wenn es sich bei der Siedlung auf dem Oberen Schorenfeld/Loibachanger wohl kaum um die zum  Gräberfeld gehörige Siedlung handelte – dafür ist sie mit etwa 600 m zu weit entfernt – scheint es kein Zufall, dass die Siedlung gerade in dieser Zeit einsetzte, als das Gräberfeld ausläuft.

Aus der Iglinger Siedlung ist eine Hofgrablege mit wenigen, teilweise aber sehr reich ausgestatteten Gräbern bekannt. Sie ist zeitgleich mit den jüngsten Gräbern des Gräberfeldes  am Kapellenfeld.


Ein oder zwei Generationen später, um die Mitte des 8. Jahrhunderts, vollzieht sich dann der nächste Schritt: In der Mitte des Dorfes am Loibachanger entsteht eine kleine Holzkirche und mit ihr ein  Friedhof. Nach der Sitte der Zeit sind die Toten hier inzwischen sämtlich ohne Beigaben beigesetzt  worden. Der Friedhof wird bereits nach gut einem Jahrhundert, um oder nach der Mitte des 9.  Jahrhunderts, aufgegeben, während die Siedlung bis um das Jahr 1000 weiter bestand.


Ebenso bemerkenswert wie der frühe Friedhof mit seiner Holzkirche ist auch das Gehöft, zu dem er gehörte: Es ist durch ein, vielleicht sogar zwei Häuser von ganz außergewöhnlicher Größe gekennzeichnet. In jedem Fall ergeben sich aber Grundflächen bis zu 315 qm, was die Obergrenze aller bislang bekannten Häuser aus dem frühmittelalterlichen Süddeutschland bildet. Da die Größe des Hauses in jener Zeit durchaus ein Anzeichen für den sozialen Rang des Hofbesitzers gewesen zu sein scheint, ergibt sich zusammen mit der Hofgrablege und der kleinen Kirche das Bild eines bedeutenden Herrenhofes der Karolingerzeit.

Von besonderer Bedeutung ist auch ein hoher Anteil an Pferdeknochen im Fundmaterial, unter denen wiederum Stuten und Fohlen stark überwiegen (Pferdezucht). Lässt sich zu jener Zeit schon eine Pferdezucht nur im Kontext des gehobenen Adels nachweisen, so kommen noch einige Indizien für frühe Hufeisen des 10. Jahrhunderts hinzu, die damals – als technische Neuigkeit – noch außerordentlich teure Prestigeobjekte waren. An dieser Stelle rückt nun wieder die Verkehrstopographie Iglings ins Blickfeld: Die römische via Claudia blieb das gesamte Mittelalter hindurch eine der bedeutendsten transalpinen Verkehrsrouten.




Eine Untersuchung der Besitzverhältnisse aus der Zeit um 1800 liefert den Hinweis, wohin die Siedlung auf dem Oberen Schorenfeld/Loibachanger verlegt wurde. Es dürfte sich um den südlich der Pfarrkirche gelegenen Teil des Unteriglinger Ortskerns handeln. Während die Gehöfte an der Kirche und nördlich davon später kaum über Besitz im Bereich der ältermittelalterlichen Siedlung verfügten, waren die Gehöfte im Südteil des Ortskerns reich auf dem Gebiet der früheren, älter-mittelalterlichen Siedlung begütert. Konkrete Hinweise auf eine vorhandene Pferdezucht, läßt darauf schließen, daß die Bewohner dieser Siedlung einen gewissen "adeligen Rang" innehatten.



Damit war um das Jahr 1000 im Wesentlichen der Kern des heutigen Dorfes Unterigling ausgebildet. In der weiteren Ent-wicklung kam es, abgesehen von verschiedenen Hofteilungen, nur noch zur Ansiedlung von Söldner- und Häusleranwesen am nördlichen und südlichen Dorfausgang entlang der Hauptstraße.

Das Ende der Siedlung auf dem Oberen Schorenfeld/ Loibachanger lässt sich in die Jahrzehnte um 1000 n. Chr. datieren. Das Ende steht nicht in Verbindung mit einer Katastrophe oder Zerstörung (etwa durch die Ungarn), am Platz der Siedlung blieb nur  ein Steinkirchlein zurück, das man nach dem Ende des Friedhofs anstelle der älteren Holzkirche errichtet hatte; es brach – vielleicht nach einem Brand wohl erst in der frühen Neuzeit zusammen.



Literaturanmerkung: Max Zinterer - "Gegen Morgen in der grauen Frühe" (Geschichte des Lechrains) über den historischen Autor - Volker Babucke.
Hinweise, Fundberichte - im Bayerischen Amt für Denkmalpflege.

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